Bindungsangst – Symptome, Ursachen & so kann man sie überwinden

Triffst Du einen Mann oder eine Frau, den/die Du besonders magst, lernst Du alle positiven Seiten als auch alle Schwächen kennen. Manchmal stellt sich dabei heraus, dass Du jemanden kennenlernst, der eine Bindungsangst besitzt.

Oder aber Du merkst, dass Du selbst eine Bindungphobie entwickelt hast und Dich damit überfordert fühlst.

Beides kann zunächst ein ganz schöner Schock sein. Denn Bindungsängste kommen oft zusammen mit der Angst, verletzt zu werden und großer Verunsicherung.

Dieser Artikel und Ratgeber möchte Dir helfen und erklärt Dir, was genau eine Bindungsangst ist, was die Ursachen sowie typische Symptome sind und was Du dagegen tun kannst.

Inhaltsverzeichnis
1. Woher kommt Bindungsangst? Die 6 Ursachen
2. Wie fühlt sich der Bindungsängstliche?
     2.1 Was triggert Bindungsangst?
     2.2 Haben Menschen mit Bindungsangst Gefühle?
3. Bindungsangst Test – das sind die 9 Symptome & Anzeichen
4. Bindungsangst bei Männern & Frauen – die Unterschiede
5. Wie wird man Bindungsangst los?
     5.1 Bindungsangst selbst überwinden
     5.2 Mein Partner/Schwarm hat Bindungsangst – was tun?

Woher kommt Bindungsangst? Die 6 Ursachen

Lass uns zunächst über die verschiedenen Ursachen sprechen, die hinter der Bindungsangst
stecken:

1. Negative Beziehungserfahrungen

Jede Erfahrung, die wir in Beziehungen machen, prägen unsere nachfolgenden Beziehungen. Hat eine Person daher die Erfahrung gemacht, dass eine Partnerschaft stets bedeutet, eingeengt zu sein und einen Teil seiner eigenen Persönlichkeit zu verlieren, so entsteht die Angst, wieder eine Beziehung einzugehen.

2. Negative Kindheitserfahrungen

Ebenso haben unsere Kindheitserfahrungen der Psychologie nach einen großen Einfluss auf unsere Gefühle. Viele Menschen mit Bindungsängsten haben in der Kindheit nur wenig Zuneigung von ihren Eltern erfahren oder konnten diesen nicht vertrauen. Auch so entsteht Bindungsangst.

3. Verlustangst

Große Verlustangst kann auch dazu führen, dass Du oder Dein Partner Angst vor einer Beziehung entwickelst. Keine Beziehung einzugehen, bewahrt dann davor, verletzt zu werden.

4. Geringes Selbstwertgefühl

Eventuell ist die Bindungsangst auch darin begründet, dass nur ein geringes Selbstwertgefühl vorhanden ist. Die betroffene Person denkt dann, dass sie keine glückliche Beziehung verdient hat oder es gar nicht sein kann, dass sie das Glück hat, dass sie eine funktionierende Partnerschaft eingehen kann.

5. Wunsch nach Unabhängigkeit

Natürlich bringt jede Partnerschaft bestimmte Verpflichtungen mit sich. Auch das kann zum Knackpunkt für Menschen mit Bindungsangst werden. Sie wollen so unabhängig wie möglich bleiben und scheuen Verantwortung. Männer mit Peter-Pan-Syndrom sind ein richtig gutes Beispiel dafür.

6. Beziehung der Eltern

Als Kind werden wir Zeuge der Beziehung unserer Eltern und schauen uns dabei so einiges ab. Lassen sich die Eltern scheiden oder die Ehe wirkt immer als unglaublich schwierig, so kann sich laut Psychologie eine Bindungsangst entwickeln.

Wie fühlt sich der Bindungsängstliche?

Menschen, die unter Bindungsängsten leiden, bauen einen Schutzmechanismus auf, der wie eine Wand zwischen ihnen und der Person, mit der sie eine Beziehung eingehen wollen, steht.

Sie haben große Schwierigkeiten, Vertrauen gegenüber einem Partner zu entwickeln und ziehen sich daher sofort zurück, wenn es ernster wird.

Nicht selten beteuert der Bindungsphobiker, dass er irgendwann im Leben heiraten und eine Familie haben möchte, aber dafür noch nicht bereit ist. Dabei handelt es sich jedoch oft nur um eigenes Zureden, damit die Person sich nicht eingestehen muss, dass sie tatsächlich unter Bindungsangst leidet. Dies sorgt natürlich für noch mehr Verwirrung bei dem potentiellen Partner auf der anderen Seite.

Typisch für Bindungsängstliche sind außerdem On-Off-Beziehungen, die sie immer wieder eingehen und abbrechen, Situationships sowie Freundschaft-plus-Verhältnisse.

Die aktive und die passive Bindungsangst

Psycholigen unterscheiden bei der Bindungsangst in aktiv und passiv. Aktive Bindungsangst bedeutet, dass der/die Betroffene eine Beziehung scheut und auf Distanz geht. Bei einer passiven Bindungsangst ist dies nicht ganz so offensichtlich. Passive Bindungsängstliche suchen sich potentielle Partner aus, die selbst eine Bindung scheuen und bei denen klar ist, dass sie niemals die Beziehung oder tiefe, emotionale Bindung erreichen können.

Bei einer passiven Bindungsangst manipulieren sich Betroffene also selbst, indem sie die falsche Partnerwahl treffen und mit dieser wissen, dass sie glückliche Partnerschaft sowieso nicht verdienen. Wie Du schon siehst ist dies oft schwerer zu erkennen und auch zu beheben.

Was löst Bindungsangst aus?

Es gibt für die Bindungsphobie bestimmte Trigger, die sie auslösen. Denn nicht immer ist sofort spürbar, dass jemand unter Bindungsangst leidet. Meistens kommt diese dann heraus, wenn bestimmte Situationen entstehen.

Bei einigen Menschen passiert dies bereits dann, wenn jemand mit ihnen in der Öffentlichkeit Händchen halten will oder täglich schreibt. Obwohl es sich dabei eher um Kleinigkeiten handelt, triggern sie Menschen mit großen Bindungsängsten.

Meistens passiert dies jedoch erst, wenn Dinge wie eine gemeinsame Urlaubsplanung im Raum stehen, Druck gemacht wird, dass die Beziehung definiert werden muss und Gespräche über Heirat und Kinder passieren.

Wichtig: Die Folge davon ist meist, dass sich Personen ohne Bindungsangst total verunsichert fühlen, noch mehr Druck machen, um zu wissen, woran sie sind und den potentiellen Partner somit weiter in die Enge treiben. Warum genau dies nicht der richtige Weg ist, erfährst Du später im Artikel.

Zusammengefasst wird Bindungsangst für viele in folgenden Situationen ausgelöst:

• Körperliche Zuneigung in der Öffentlichkeit oder vor Freunden & Familie (Händchen halten, umarmen, küssen)
• Pärchen-Urlaube
• Treffen mit Freunden oder Familie
• Gespräche über die gemeinsame Zukunft
• Vorwürfe über zu wenig Zeit zusammen
• Wenn Fragen à la „Sind wir jetzt eigentlich ein Paar? Was ist das zwischen uns?“ gestellt werden
• Wenn jemand zu ihnen die magischen drei Worte „Ich liebe dich“ sagt
• Übernachtungen bei jemandem, den sie daten

Haben Menschen mit Bindungsangst Gefühle?

Ja, Menschen mit Bindungsangst können durchaus Gefühle für jemanden entwickeln und sich verlieben. Das Problem ist jedoch, dass bei Betroffenen die Beziehungsangst meistens so ein großes Hindernis stellt, dass sie der Liebe im Weg steht.

Aus der Sicht der Psychologie ist trotz Gefühlen und Liebe in diesem Moment die Angst und Furcht größer als der Wunsch und das Bedürfnis, eine Partnerschaft einzugehen. Die Zweifel bilden sich dabei meistens bereits in der Kennenlernphase aus.

Bindungsangst Test – das sind die 9 Symptome & Anzeichen

Solltest Du Dir unsicher sein, ob Dein Schwarm oder gar Du selbst zu den Bindungsängstlichen gehörst, dann habe ich hier für Dich typische Symptome und Anzeichen gesammelt, an denen Du dies gut erkennen kannst:

1. Suche nach Fehlern in Beziehung

Um die Beziehung weniger schmackhaft zu machen, sucht der Bindungsängstliche stets nach Fehlern in der Beziehung und bei der anderen Person oder dem Partner, die es weniger wert machen, die Bindung einzugehen. Die Partnerschaft wird einfach aus- und schlechtgeredet, damit sie gar nicht erst in Frage kommt.

2. Kleinigkeiten stören

Dies führt außerdem dazu, dass selbst Kleinigkeiten als störend empfunden werden und dazu beitragen, die Beziehung und den Kontakt nicht mehr zu wollen. Alles wird auf die Goldwaage gelegt und kann dazu führen, dass das Kennenlernen oder die Beziehung einfach beendet wird.

3. Mix aus Nähe und Distanz

Auch der Mix aus Distanz und Nähe ist typisch für die Bindungsangst. Eigentlich will der Betroffene dem anderen Menschen nahe sein und genießt dies. Die ewige, wiederkehrende Angst sorgt jedoch dafür, dass er/sie sich plötzlich wieder zurückzieht und total distanziert erscheint. Er/sie ist total unentschlossen und das lässt sich im Verhalten erkennen.

Möchtest Du mehr über verliebte Frauen erfahren, die sich distanzieren, so empfehle ich Dir meinen Artikel dazu.

4. Beziehung ist aus der Balance

Ein weiteres Anzeichen oder Symptom kann sein, wenn eure Beziehung aus der Balance geraten ist. Es wirkt stets, als wenn einer von euch immer mehr in die Beziehung oder das Kennenlernen investiert als der andere. Das betrifft zum Beispiel Liebesbekundungen oder kleine Aufmerksamkeiten, die nicht als Austausch passieren, sondern nur einseitig von einem Partner sind.

5. Liebesgefühle verschwinden

Und von heut auf morgen ist das verliebte Gefühl einfach weg. Bindungsangst kann auf lange Sicht durchaus extrem belastend sein und dazu führen, dass vorher vorhandene Liebesgefühle einfach wieder verschwinden. Für die andere Person passiert dies meist sehr überraschend und sorgt für viel Unverständnis.

6. Empfindlichkeit gegenüber Erwartungen

Wir alle gehen in eine Beziehung mit einer gewissen Erwartungshaltung. Solange dies keine Erwartungen sind, die nicht zu erfüllen oder total übertrieben sind, ist dies auch in Ordnung. Bindungsängstliche reagieren jedoch total sensibel auf jedwede Erwartungen, die ein Partner an sie stellt. Der Grund: Dies passiert aufgrund der Verantwortung, die sie scheuen.

7. Keine Lust auf körperliche Nähe

Bindungsangst kann sogar dazu führen, dass für Personen bereits körperliche Nähe unangenehm ist und sie darauf abweisend wirken. Intensive Küsse und Sex werden dann immer weniger oder kommen gar nicht vor, um keine emotionale Bindung zum Partner aufzubauen.

8. Wenig Verantwortungsgefühl

Wie bereits erklärt, wollen Menschen mit Bindungsangst keine Verantwortung und Verpflichtungen übernehmen. Auch dies lässt sich als Symptom erkennen, wenn er oder sie sich beispielsweise weigert, Deine Freunde kennenzulernen oder aber in schwierigen Momenten für Dich da zu sein.

9. Kein Gespräch über Gefühle

Nicht selten kommen Bindungsängstliche als sehr gefühlskalt rüber, weil sie nie über ihre Gefühle sprechen. Das bedeutet nicht, dass sie keine Gefühle haben, sondern ihnen ist es einfach unglaublich unangenehm, darüber zu sprechen. Was jedoch dazu führt, dass die andere Person häufig nur wenig Klarheit und Durchblick erhält.

Bindungsangst bei Männern & Frauen – die Unterschiede

Es gibt tatsächlich Unterschiede, wie sich Bindungsängste bei einem Mann und einer Frau äußern. Auch diese möchte ich Dir in diesem Artikel nicht vorenthalten:

Bindungsangst beim Mann

Bindungsängstliche Männer haben vor allem Angst davor, eingeengt oder verletzt zu werden. Sie sind offen dafür, eine Frau kennenzulernen, aber glauben meistens, ihre Traumfrau (oder die Richtige) noch nicht gefunden zu haben. Das führt dazu, dass sie hauptsächlich unverbindliche Affären oder offene Beziehungen eingehen.

Bindungsangst bei Frau

Frauen hingegen behaupten häufig auch mit Bindungsangst stets, eine Beziehung haben zu wollen. Sie suchen den Fehler jedoch nicht bei sich, sondern stellen so hohe Erwartungen an ihren Traummann, dass kein Mann diese erfüllen kann.

Oder aber Frauen suchen sich Männer aus, die grundsätzlich sowieso keine Beziehung eingehen könnten, weil sie beispielsweise verheiratet oder ihr Chef sind.

Wie wird man Bindungsangst los?

Mit großer Wahrscheinlichkeit möchtest Du nach all dem Hintergrundwissen sicher auch wissen, wie man Beziehungsangst loswerden kann. Sei es, dass Du als Betroffener an Dir arbeiten willst oder in jemanden verliebt bist, der bindungsängstlich ist. Für beide Szenarien habe ich Tipps für Dich:

Bindungsangst selbst überwinden

Bist Du selbst betroffen, ist es wichtig, dass Du diese Schritte befolgst:

1. Dir Dein Problem eingestehen
2. Die Gründe für Bindungsangst erkunden
3. Neues Vertrauen aufbauen
4. Dir selbst Fragen stellen

1. Problem eingestehen

Viele Bindungsängstliche machen den großen Fehler, zu leugnen, dass sie ein Problem haben. Es ist schließlich einfacher, sich damit nicht auseinander zu setzen und zu hoffen, dass es sich irgendwann von alleine lösen wird. Das wird jedoch nicht passieren. Du musst daher im ersten Schritt akzeptieren, dass Du etwas ändern musst und unter Bindungsangst leidest.

2. Gründe erkunden

Im nächsten Schritt solltest Du dann die genauen Gründe für Deine Bindungsangst erkunden. Denke an Deine Kindheit und frühere Partnerschaften in Deinem Leben zurück und überlege, was der Auslöser sein könnte. Betrachte außerdem die Trigger, die die Angst bei Dir auslösen und reflektiere, wie diese entstanden sein könnten.

3. Vertrauen aufbauen

Bindungsangst hängt stark mit einem Vertrauensverlust in Partnerschaften zusammen. Arbeite daher daran, Dein Bild von Beziehungen generell zu verbessern und sie nicht als etwas Schlechtes zu sehen. Öffne Dich Menschen, vertraue Dich ihnen an, um so mehr Vertrauen aufzubauen. Wenn Du Dich weiterhin ständig verschließt, wird sich nichts ändern.

4. Fragen stellen

Schlussendlich solltest Du Dir selbst außerdem Fragen stellen, wie Du die Bindungsangst am besten in den Griff bekommen kannst. Das können zum Beispiel folgenden Fragen sein:

• Will ich endlich eine glückliche Beziehung haben?
• Was muss ich dafür tun, um sie zu bekommen?
• Muss ich an meinen Erwartungen arbeiten?
• Vor was genau habe ich Angst in einer Beziehung?
• Sind diese Ängste begründet?
• Wie kann ich lernen, mehr zu vertrauen?
• Kann mir eventuell eine Therapie helfen, die Bindungsangst zu überwinden?
• Wie kann ich mir sonst noch Hilfe suchen?

Mein Partner/Schwarm hat Bindungsangst – was tun?

Solltest Du jemanden kennenlernen oder gar in jemanden mit Bindungsangst verliebt sein, so ist der Leidensdruck für Dich umso größer. Denn Du bist bereit, eine feste Beziehung einzugehen, während er/sie es nicht ist.

1. Geduld haben

Ein Mensch mit Bindungsangst wird sich nicht von heute auf morgen ändern. Das wird seine Zeit brauchen. Sei daher geduldig mit euch und mache Dir bewusst, dass es harte Arbeit sein kann, bis er/sie Dich lieben und eine Beziehung eingehen wird.

2. Vertrauen aufbauen

Für den Bindungsängstlichen ist es wichtig, dass er/sie Vertrauen zu Dir aufbaut. Indem Du Dich emotional öffnest, wird auch er/sie eher dazu bereit sein, offen über Gefühle zu reden.

3. Zeigen, dass keine Gefahr besteht

Gib ihm/ihr außerdem das Gefühl, dass keine Gefahr besteht, verletzt zu werden. Dass die Befürchtungen, die Menschen mit Bindungsangst haben, unbegründet sind, weil Du eine Partnerschaft mit Freiraum und viel Vertrauen führen willst.

4. Keinesfalls Druck aufbauen

Wie zuvor erwähnt, machen viele Personen den Fehler, noch mehr Druck bei Bindungsängstlichen aufzubauen. Genau dieses Verhalten wird jedoch bewirken, dass sie sich weiter verschließen und noch mehr auf Distanz gehen. Letztendlich musst Du für Dich selbst entscheiden, ob Du genug Geduld und Verständnis hast, darauf zu warten, bis Dein potentieller Partner sich ändert.

Sei Dir jedoch außerdem bewusst, dass es durchaus Fälle gibt, in denen sich nie oder nur schwer etwas ändern wird (weil nur eine Therapie helfen würde) und Du Gefahr läufst, schlussendlich enttäuscht zu werden. Wäge daher immer wieder ab, wie es Dir mit der Situation geht.