Dating-App „Candidate“ im Test: Meine Erfahrungen

„Bei Tinder geht’s nur ums Aussehen!“ – diese Kritik höre ich oft von Freunden und Klienten. Die Dating-App Candidate soll da anders sein: Hier stellen sich die Nutzer gegenseitig Fragen und entscheiden anhand der Antworten, mit wem sie ein Match wollen.

Aber ist das Konzept wirklich so gut wie es klingt? Ich habe den großen Candidate-Test gemacht und war am Ende um einige Erfahrungen reicher…

Candidate – das coole „Herzblatt“ fürs Handy?

Ich erinnere mich noch gut an die Fernsehsendung „Herzblatt“, die in meiner Jugend über die heimische Mattscheibe flimmerte:

Um die große Liebe zu finden, mussten drei ausgewählte Kandidaten die Fragen eines potenziellen Traumpartners beantworten.

Wer sich dabei besonders schlagfertig und witzig gab, konnte hoffen, in die engere Auswahl gezogen zu werden.

Die Macher von Candidate haben dieses Spielprinzip in eine Dating-App gepackt – und damit „Herzblatt“ ins Smartphone-Zeitalter hinübergerettet.

Die Idee ist genial, wie ich finde. Denn was schon im Fernsehen gut ankam, muss doch auch beim Online-Dating funktionieren, oder?

Also Grund genug für mich, Candidate einem Test zu unterziehen und zu schauen, was die App wirklich drauf hat:

Wie funktioniert die Flirt-App Candidate?

Gegründet wurde die Plattform im Jahr 2015 von acht kreativen Köpfen aus Österreich, die eine Tinder-Alternative mit Tiefgang schaffen wollten.

Denn anders als beim eher oberflächlichen Dating-Platzhirschen geht es in Candidate NICHT darum, Nutzer nur anhand ihrer Profilbilder zu liken.

Statt reiner Fleischbeschau beim Swipen steht „Gesprächskultur“ im Mittelpunkt – also das kreative Beantworten von Fragen, welche die User sich gegenseitig stellen.

Wenn die Antworten gefallen, kommt ein Match zustande, und das Paar kann sich beim Schreiben im Chat näher kennenlernen.

Für wen ist die Dating-App geeignet?

So viel kann ich zu meinem Test auf Candidate schon verraten: Meiner Erfahrung nach ist die Tinder-Alternative für all jene Frauen und Männer gemacht, die…

• …am Anfang beim Matching weniger nach ihrem Aussehen beurteilt werden wollen, sondern vielmehr nach ihrer Persönlichkeit.
• …den richtigen Partner für eine ernsthafte Beziehung suchen (statt schneller Sex-Geschichten)

Das Prinzip der App scheint im deutschsprachigen Raum erfolgreich zu sein, wenn man sich die Daten anschaut:

Nutzerzahl und Geschlechterverteilung

Wie die App-Betreiber Anfang 2019 verkündeten, hat die Dating-Plattform die „Schallmauer“ von 1 Millionen Nutzern durchbrochen – Tendenz aufwärts.

Zielgruppe sind Singles im Alter von 18 bis 35 Jahren, aber natürlich findet man hier auch viele ältere User, die ihr Glück in der Liebe suchen.

Bleibt die Frage:

Wie viele Frauen und Männer sind auf der Plattform unterwegs? Gibt’s einen Herrenüberschuss? Für diesen Testbericht konnte ich leider keine Angaben über das Geschlechterverhältnis finden.

Doch zumindest während meines Candidate-Tests hier in Berlin gab es immer genügend Frauen zur Auswahl, selbst bei relativ eng gefassten Suchkriterien.

Candidate-App: Meine Erfahrungen im Test

Mich hat vor allem eine Sache interessiert, als ich Candidate im Test auf Herz und Nieren geprüft habe:

Kann man(n) hier wirklich den Partner / die Partnerin fürs Leben finden, wie Singlebörsen so oft versprechen? Oder ist alles am Ende doch nur Spielerei, wenn User gegenseitig ihre Fragen wie in einer Quizshow beantworten?

Und: Kann das Aussehen wirklich so eine geringe Rolle spielen im Vergleich zu den üblichen Tinder-Erfahrungen?

Registrieren und Profil erstellen: So geht’s

Die Registrierung ist kostenlos und verläuft schnell und unkompliziert, wie wir es von anderen Dating-Apps da draußen gewohnt sind:

• App herunterladen (für Android oder iOS / iPhone), installieren und am Handy öffnen
• E-Mail Adresse eingeben (auch Anmeldung mit Facebook-Account oder Handynummer möglich)
• Registrierung mit Code aus der E-Mail bestätigen und Passwort festlegen
• Name und Geburtsdatum angeben
• Eigenes Geschlecht angeben und festlegen, welches Geschlecht Du suchst
• Profilbild vom Handy oder aus Facebook importieren (Bild kann natürlich später noch geändert werden)
• Frage zum Kennenlernen eingeben, die den Usern beim Swipen auf Deinem Profil angezeigt wird (kann später ebenfalls geändert werden)

In Deinem Profil kannst Du außerdem weitere Fotos hochladen, einen Über-mich-Text verfassen und Emojis hinterlegen, die Du aus einer Liste auswählst.

Ich empfehle Dir außerdem, im Menü „Filter“ Deine Suchkriterien festzulegen (Alter und Radius), um möglichst passende Partnervorschläge zu bekommen.

Für meinen Test in Candidate habe ich zum Beispiel angegeben, dass ich Frauen in der Altersklasse von 23 bis 33 Jahren suche – und das in einem Umkreis von 32 Kilometern um meinen Standort.

„Herzblatt“ spielen auf dem Smartphone…

Herzstück von Candidate ist das Frage-und-Antwort-Spiel, das wie eine moderne Version der berühmt-berüchtigten Fernsehshow „Herzblatt“ daherkommt.

Das Spielprinzip ist einfach:

Jeder Nutzer kann kostenlos ein Spiel mit einer oder mehreren Fragerunden erstellen, bei dem bis zu 5 Kandidaten – sogenannte „Candidates“ – gegeneinander antreten.

Der Spielersteller matcht am Ende denjenigen User, dessen Antworten ihm am besten gefallen haben.

Der Clou: Erst bei einem Match können beide das Profilbild des jeweils anderen sehen und miteinander schreiben (sofern sie dann noch wollen).

Als Kandidat an Spielen teilnehmen

Für den Testbericht habe ich mich direkt mal ganz wagemutig in die virtuelle Arena begeben und als Kandidat an verschiedenen Spielen teilgenommen, die Frauen in meiner Umgebung gestartet hatten.

Was ich in diesen Quizrunden beim Testen von Candidate an Erfahrungen gemacht habe, war sehr unterschiedlich.

Bei einigen Spielen bin ich sofort wieder ausgestiegen, einfach weil mir die persönlichen Fragen einen Tick zu langweilig waren.

Damit meine ich einfallslose Sätze wie zum Beispiel:

• „Gibt es hier auch ehrliche Männer mit ernsten Absichten?“
• „Woher kommst du?“
• „Was zeichnet dich aus?“

Es gab aber auch Fragen, die vergleichsweise unterhaltsam waren:

• „Süß oder salzig?“
• „Wie sieht für dich der perfekte Sonntag aus?“
• „Was würdest du machen, wenn du im Lotto gewinnst?“

Um hierbei erfolgreich mitzuspielen und nicht frühzeitig auszuscheiden, sollte man sich immer eine möglichst kreative Antwort einfallen lassen.

Denn: Die männliche Konkurrenz schläft nicht.

Am Ende entscheidet sich die Frau für ein Match mit demjenigen Mann, dessen Antworten sie am meisten begeistern.

Ein eigenes Spiel erstellen

Richtig spannend wurde es bei meinem Test in Candidate, als ich eine eigene Spielerunde eröffnet habe.

Hierbei sollte man Themen anschneiden, die Steilvorlagen für Humor bieten und zu aussagekräftigen Antworten verleiten. Schließlich ist es ja das Ziel in dieser Phase, möglichst viel über den Charakter des Gegenübers zu erfahren.

In meinem ersten Spiel habe ich 3 Fragen gestellt:

1. „Fliegen können oder unsichtbar sein – welche Fähigkeit hättest du gerne und warum?“
2. „Was würdest du mit 1 Million Euro machen?“
3. „Was war dein letzter richtig cooler Urlaub?“

Am nächsten Morgen hatten zwei Candidates alles fertig beantwortet, und das erfreulicherweise auch ziemlich ausführlich.

Nur die Antworten der Candidates zu lesen, aber nicht das Profilbild sehen zu können – das war ziemlich aufregend. Ich kam mir ein bisschen so vor wie bei einem Blind Date.

Ich habe dann Kandidatin Nummer 1 gematcht, weil ihr Text viel Humor vermuten ließ, so wie ich es von einer Frau erwarte.

Als ich dann ihr Profilfoto aufdeckte, kam allerdings schnell die Ernüchterung: nicht wirklich mein Geschmack, sorry!

Es ist eben doch das Aussehen, das bei der Partnersuche auf Singlebörsen und Flirt-Apps eine große Rolle spielt.

Also Ärmel hochkrempeln und auf in die nächsten Spielerunden…

Doch Geduld und Ausdauer werden hier meiner Erfahrung nach belohnt: Bis zum Ende meines Tests hatte ich zum Glück ein paar witzige Frauen kennengelernt, die auch auf den Profilbildern meinen Vorstellungen entsprachen.

„Entdecken“-Funktion: So ziemlich wie Tinder

Neben diesem super spannenden „Quiz-Spiel“ gibt es noch ein klassisches Matching-System, das mich schon sehr stark an Tinder erinnert hat:

Nacheinander bekommt man das Profil von verschiedenen Nutzern angezeigt, entsprechend der voreingestellten Suchkriterien. Dabei sieht man wohlgemerkt auch das erste Foto, was das Ganze wieder ein bisschen zu einer „tinderigen“ Fleischbeschau macht.

Das Swipen funktioniert nach dem bekannten „Hot-or-not“-Prinzip:

• Nach links wischen oder aufs rote X tippen ist ein NEIN.
• Nach rechts wischen oder aufs grüne Herz tippen ist ein JA.

So weit, so vertraut. Fast fühlte ich mich beim „Entdecken“-Modus wieder wie im „Tinder-Wonderland“…

…wäre da nicht diese Zusatzfunktion in der Candidate-App:

Statt nur ein Like zu vergeben, kann der User auch auf die grüne Sprechblase tippen, um die Frage im Profil des vorgeschlagenen Partners zu beantworten.

Anhand dieser Profilfragen bekommt man beim Swipen einen ersten Eindruck, wie das Gegenüber so tickt.

Ich habe in den weiblichen Profilen so ziemlich alles gesehen – vom eher langweiligen „Wie stellst du dir ein erstes Date vor?“ bis hin zum witzigen „Klopapier falten oder knüllen?“.

Wenn Du dann noch eine lustige Antwort parat hast, kommt vielleicht ein Match zustande.

Allerdings muss ich zugeben: Bei meinem Candidate-Test wurde es mir nach einiger Zeit zu anstrengend, jeder attraktiven Nutzerin ihre Frage zu beantworten.

Vielleicht auch deshalb, weil ich das schnelle Swipen gewohnt bin…

So war die Versuchung groß, einfach nur aufs grüne Herz zu tippen und Candidate wie ein „normales“ Tinder zu benutzen.

Nach dem Match könnt ihr chatten

Egal ob über die Spiele oder die „Entdecken“-Funktion: Überall habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich interessante Frauen matchen konnte…

…und viele davon fand ich zum Glück auch äußerlich attraktiv, sobald ich ihre (zusätzlichen) Profilbilder aufgedeckt habe.

Ich will aber auch ehrlich sein, wenn‘s um meinen Test in Candidate geht:

Einigen Frauen hätte ich niemals ihre Fragen beantwortet, wenn ich ihre Fotos von Anfang an zu sehen bekommen hätte.

Das Aussehen entscheidet nun mal mit, wen man tatsächlich anschreiben und näher kennenlernen will.

Wenn ein Match zustande kommt, funktioniert das Schreiben im Chat genauso wie bei anderen Dating-Apps.

Besonders nette Funktion zur Gesprächsförderung:

Bei einem Match werden die vorherigen Fragen und Antworten sofort als Dialog in den Chat importiert.

Es sollte also nicht so schwer sein, hieran anzuknüpfen und eine tolle Unterhaltung zu beginnen.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Am Ende dieses Testberichts müssen wir noch über Geld reden… Die wichtigsten Funktionen in der App kannst Du kostenlos nutzen. Dazu zählen:

• Swipen im „Entdecken“ Modus (allerdings begrenzt) und das erste Profilbild der Nutzer anschauen
• An Spielen teilnehmen und selbst Spiele erstellen im „Mitspielen“-Modus
• Frauen anschreiben nach einem Match

Für einige Zusatzfunktionen musst Du allerdings sogenannte Candicoins erwerben.

Mit dieser In-App-Währung kannst Du folgende Funktionen hinzukaufen:

• Im „Entdecken“-Modus alle Profilfotos der User sehen
• Im „Mitspielen“-Modus die Bilder der Finalisten anzeigen lassen, beide Finalisten matchen
• Candidate werbefrei nutzen

Außerdem kannst Du ein Premium-Abo abschließen, mit dem Du folgende Zusatzfunktionen freischaltest:

• Sehen, wer Dir ein Like gegeben hat, um sofort ein Match zu erzeugen
• Unbegrenzt Swipen im „Entdecken“-Modus ohne Wartezeit
• Die Frau mit „Super-Antwort“ darauf hinweisen, dass Du ihre Frage im Profil beantwortet hast (für mehr Matches)
• Standort frei wählen, um mehr Frauen kennenzulernen
• Alle Zusatzfunktionen, die Du auch mit Candicoins freischaltest (siehe oben)

Erfreuliche Erfahrung: In meinem Candidate-Test bin ich beim Flirten und Kennenlernen schon ziemlich weit gekommen, ohne Geld zahlen zu müssen.

Wer die App aber viel nutzt und wirklich das Maximum herausholen will, für den sind ein Abo und Candicoins sicher eine clevere Investition.

Candidate im Test: Mein Fazit

Wer mal dringend Abwechslung zu Tinder braucht und nach alternativen Dating-Apps sucht, bei denen nicht nur Äußerlichkeiten zählen, der wird bei Candidate fündig.

Die unterhaltsamen Frage-und-Antwort-Spiele im „Herzblatt“-Style sind ideal, um einen ersten Eindruck von der Persönlichkeit des Gegenübers zu gewinnen. Als Vorlagen helfen sie außerdem, im Anschluss beim Chatten leichter ins Gespräch zu kommen.

Allerdings habe ich während meines Tests mal wieder festgestellt: Das Auge flirtet mit!

Oberflächlichkeit lässt sich beim Online-Dating nie ganz vermeiden – egal auf welchen Flirt-Apps und Singlebörsen.

Denn neben einer geistreichen Konversation entscheidet nun mal auch das Profilbild, ob man den anderen als potenziellen Partner näher kennenlernen will oder eben nicht.

Doch wenn Du attraktive Fotos hast UND die Fragen lustig beantwortest, bringst Du als Mann das ideale Gesamtpaket mit, um in der Candidate-App erfolgreich Frauen kennenzulernen! Insgesamt kann ich der Plattform also eine positive Bewertung geben.